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(Rezension) Der rote Apfel

Titel: Der rote Apfel (Original: The Only Child)

Autorin: Mi-ae Seo

Verlag: Heyne

Seitenanzahl: 352

Kaufpreis: 12, 99 EUR

Erscheinungsdatum: 10. August 2020

Wie wird ein unschuldiges Kind zu einem erbarmungslosen Serienkiller?

Seoul, Gegenwart: Ein perfider Serienmörder hat die Stadt monatelang in Atem gehalten. Jetzt ist Lee Byongdo, der Killer mit dem zarten Gesicht, gefasst worden und wird in einer Psychiatrie verwahrt. Doch Lee schweigt. Es gibt nur einen Menschen, mit dem er bereit ist zu reden: mit der jungen Psychologin Sonkyong. Allerdings nur unter der Bedingung, dass sie ihm bei jedem Besuch einen saftigen roten Apfel mitbringt. Niemand weiß, warum er Sonkyong gewählt hat, denn beide sind sich nie begegnet. Die junge Frau willigt in das Treffen ein – ohne zu ahnen, dass sie damit einen Weg beschreitet, der sie in die tiefsten Abgründe der menschlichen Seele führt …

Mi-Ae Seo wurde in Korea geboren und lebt in Seoul. Ihre Thriller sind in Korea regelmäßig auf der Bestsellerliste, sie ist außerdem erfolgreiche Drehbuchautorin. „Der rote Apfel“ wurde in mehrere Länder verkauft, eine Verfilmung ist bereits in Planung.

Charaktere

Sonkyong ist eine junge Psychologin, die sich auf dem Gebiet der Kriminalpsychologie spezialisiert ist und weiß somit genauestens über die Psyche eines Mörders Bescheid. Seit einiger Zeit hält sie Vorträge an einer Universität und bringt den Studenten ihre Kenntnisse näher. Obwohl sie seit einem Jahr verheiratet ist, hat sie das Kind ihres Mannes sie bisher noch nie gesehen.

Hayong ist die Tochter ihres Mannes. In ihren jungen zehn Jahren hat sie schon einiges mitmachen müssen, was Spuren hinterlassen hat. Sie verhält sich anders als normale Kinder. Sonkyong schiebt das auf das Trauma. Die Kleine zieht nämlich nur bei ihnen ein, weil ihre Großeltern bei einem Brand, den sie überlebt hat, umgekommen sind. Wie sie entflohen ist, ist ein Rätsel. 

Lee Byongdo hat Seoul ein paar Jahre lang terrorisiert, bis der mehrfache Mörder gefasst werden konnte. Seine weichen, einladenden Züge strafen seine Grausamkeit lügen. Dutzende Morde kann man ihm bereits nachweisen, doch ein weiteres Dutzend wird noch vermutet. Ohne ein Geständnis, wird es auch dabei bleiben, und er ist nicht gewillt, das zu ändern. Außer für Sonkyong.

Die Charaktere an sich waren alle sehr gut durchdacht und ausgeklügelt, die Autorin hat sich viel Mühe gegeben, ihnen das gewisse Etwas einzuhauchen, das gute Protagonisten ausmacht. Ein paar Schwächen gab es allerdings schon, und die betreffen hauptsächlich Sonkyong. Für eine Psychologin konnte sie wenig Kompetenz im Umgang mit der psychisch geschädigten Hayong aufweisen und wirkte meiner Meinung nach meistens einfach wie eine hilflose Mutter, die keine Ahnung hat, was in ihrem Kind vorgeht. 

Schreibstil

Mit dem Prolog hat die Autorin einen spannenden Einstieg mit Gänsehaut-Effekt erzielt. Danach ging es allerdings ein bisschen trocken weiter, bis ich in die Story reingefunden habe. Nach einer gewissen Eingewöhnungszeit wurde es einfach, mich von der Spannung mitreißen zu lassen und der Handlung gebannt zu folgen. Zwischen den Kapiteln wird oft von Sonkyongs Sicht zu der eines anderen Protagonisten gewechselt, wobei ausschließlich in der Perspektive von Lee Byongdo in der ersten Person geschrieben wird. Ein interessanter Punkt, wenn man das Buch analysieren wollte. 

Stell dir vor, da gibt es diese Kammer in deinem Kopf. Sie ist voller Dinge, an die du dich nicht mehr erinnern möchtest und mit einem riesigen Schloss gesichert. Es gab eine kurze Phase, in der ich gänzlich vergessen hatte, dass es diese Kammer gab.Aber sie dauerte nicht lange. Denn eines Tages sprangen die Schlösser plötzlich alle gleichzeitig auf. Ich hätte den Raum nicht wieder betreten dürfen. Leider konnte ich meine Neugier nicht bezwingen und ging schließlich hinein. Erst da wurde es mir bewusst. Dass ich das Tor zur Hölle geöffnet hatte.

Lee Byongdo
Prolog

Fazit

Der rote Apfel ist kein lebensverändernder Thriller, hat aber viel Potential und spannende Protagonisten, die für Nervenkitzel sorgen. Außerdem – und wer mich kennt, weiß, wie wichtig mir das ist – kann man einige spannende psychologische Informationen aufschnappen, dank Sonkyongs Job und natürlich allgemein dem Trauma der Protagonisten. Schreibstil und Inhalt sind beide gut durchdacht und machen es leicht, sich ganz in das Buch zu vertiefen. 

4.5/5

(1) Kommentar

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